LEITFADEN PLATTENVERTRÄGE

Ein Plattenvertrag wird zwischen einer*m Künstler*in und einer Plattenfirma (Label) geschlossen, mit dem Ziel, Musik herzustellen, zu veröffentlichen und zu vermarkten.

Du möchtest deine Musik herstellen und herausbringen und benötigst dafür finanzielle Unterstützung und/oder Wissen und Können von anderen. An dieser Stelle bist du in Kontakt mit einem Label und dir wird ein „Plattenvertrag“ vorgelegt.

Im Gegenzug für Anteile an deinen Musikrechten verspricht dir das Label personelle und/oder finanzielle Unterstützung bei der Herstellung, Veröffentlichung und Vermarktung deiner Musik. Der Vertrag regelt die Bedingungen dafür.

Für diesen Schritt ist diese Erklärungshilfe da.

Wir wollen, dass du verstehst, was du unterschreibst.

Dies hier kann und darf keine Rechtsberatung sein, sondern ein unverbindlicher Ratgeber ohne Haftung und ohne Anspruch von Vollständigkeit.
Es ist eine Erklärungshilfe zum besseren Verständnis von Inhalten aktueller Plattenverträge.

Die wichtigen Drei

Frage nach: Es ist absolut kein Problem, wenn du bei allem, was dir nicht klar ist, nachfragst. Im Gegenteil: Wenn du den Vertragsentwurf genau liest, hinterfragst und verstehst, wirst du eher als mündige*r Künstler*in wahrgenommen und behandelt. Kann dir dein Gegenüber nicht alle Fragen beantworten, werde hellhörig und unterschreibe keinen Vertrag, bei dem du nicht jeden Satz wirklich verstanden hast.

Schriftlich: Es gilt nur, was wirklich im Vertrag steht. Wenn dir gesagt wird „das müssen wir im Vertrag so schreiben, aber in der Praxis läuft das anders“ werde hellhörig. Fixiere alles schriftlich, was dir versprochen wird.

Wert deiner Arbeit: Plattenfirmen wirtschaften und verdienen mit deiner Kunst und deiner Arbeit Geld. Daher überlege, für welche Aufgaben du Hilfe benötigst und was eine Plattenfirma dafür tut, um Einnahmen aus deiner Musik zu erhalten.

Begriffe

Erklärt Begriffe aus Verträgen

Verträge

Erklärt gängige Vertragsarten

Allgemeine Tipps

Allgemeine Tipps, die wir geben wollen

Danke an die vielen Personen, die beim Erstellen dieses Leitfadens mitgeholfen haben und ihr Wissen über die Künstler*innenseite bei Plattenverträgen geteilt haben.

Du hast eine Frage, Anregung oder Rückmeldung?

Kontakt: info@d-popkultur.de

„Diese Konzerne haben keinerlei Interesse an Künstler:innen, außer daran, möglichst viel Geld mit ihnen zu verdienen“

Grußworte von Axel Schulz

u.A. Management „Die Ärzte“

Lesen

Grundsätze

Die Musikindustrie wird in ganz überwiegenden Teilen von multinationalen Konzernen kontrolliert: Sony, Universal und Warner agieren sowohl als Label (Plattenfirmen) als auch als Großverlage. Im Live-Bereich haben Live-Nation, Eventim und AEG weltweit die überwiegende Kontrolle über das Konzertgeschehen, mit vielen Nebengeschäften (Vorverkauf, Touren, Örtliche Veranstalter, Festival, Venues…). Diese Konzerne halten sich viele kleinere Unternehmen, die erstmal unabhängig (Independent) erscheinen, und sich sogar als „Indies“ bezeichnen, das aber absolut nicht sind: Die handeln und zahlen genauso wie ihre Muttergesellschaften. Sie wirken nur cooler.

Diese Konzerne sind allesamt Aktiengesellschaften, deren einziges Ziel es ist, einen größtmöglichen Marktanteil zu haben und maximale Gewinne zu erzielen. Beides steigert den Aktienwert, und das ist das einzige Interesse der Aktionäre, die die Eigentümer der AGs sind.

Diese Konzerne haben also keinerlei Interesse an Künstler:innen, außer daran, möglichst viel Geld mit ihnen zu verdienen. Solange sie mit ihnen Geld verdienen, können sie nett und freundlich sein, sobald aber die Einnahmequelle versiegt, werden sie schnell unfreundlich und „droppen“ (feuern) die Künstler:in. Ein bekannter Künstler:innenmanager hat mal gesagt: „Für die Majors (und Großveranstalter) sind Künstler:innen wie Milchkühe: Solange sie Milch geben, werden sie gefüttert, sobald keine Milch mehr kommt, werden sie geschlachtet.“ Dem ist leider wenig bis nichts hinzuzufügen.

Es gibt aber sowohl im Label- als auch im Verlagsbereich noch „echte Indies“, die unabhängig von Konzernen, sondern von (meist musikbegeisterten) Inhabern betrieben werden, und bei denen Musikfans mit einer gewissen Leidenschaft arbeiten. Es existieren auch noch vereinzelt unabhängige Touragenturen und örtlichen Veranstalter, die ähnlich ticken. Hier lohnt es für Künstler:innen sich umhören, ob es auf ihre jeweilige Musikrichtung spezialisierte Label, Verlage, Tour- und örtliche Veranstalter gibt. Es ist gut möglich, dass Ihr hier besser verstanden, behandelt, vermarktet, promotet und vor allem: Bezahlt werdet. Muss nicht, kann aber.

Ganz grundsätzlich möchten wir raten: Produziert und vermarktet Euch zu Beginn Eurer Kariere so lange es irgend geht selbst! Managet Euch so lange wie möglich selbst! Nur ein/e Künstler:in, die Produktion, Vermarktung und Management zumindest in den Grundzügen versteht, wird sich später von Produzenten, Vermarktern und Managern nicht verarschen lassen. Zudem: Je weiter Du ohne Hilfe gekommen bist (z.B. Anzahl Streams, verkaufte Tickets selbst veranstalteter Konzerte, Follower…) desto höher ist Dein „Marktwert“, wenn Du in Verhandlungen mit Fremden einsteigst. Wenn Ihr dann mit Firmen oder Manager:innen verhandelt: Erkundigt Euch bitte zunächst bei Kolleg:innen, die schon länger mit denen gearbeitet haben!

Und noch ein Tipp: Nur gemeinsam sind wir Künstler:innen stark! Also werdet Mitglied und engagiert Euch bei D-Popkultur.